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  • AutorenbildJanine Haas

Wie gut spricht DeepL Italienisch?

Aktualisiert: 20. Mai 2020

Die maschinelle Übersetzung schwebt wie an Damoklesschwert über den Köpfen von uns Übersetzenden. Ist sie tatsächlich bald besser als ein Mensch mit Diplom? Ich wollte es genau wissen und bin zum Mensch-Maschine-Duell angetreten.


Mein Gegner: DeepL. Das Versuchsobjekt: Der Anfang der Reportage «Chi ha lasciato che questo ragazzo si uccidesse in prigione?» von Giuseppe Rizzo (Internazionale). Die Annahme: Die Übersetzung wird in einem Schweizer Magazin publiziert.

Das Original klingt so:

Beginn der Reportage "Chi ha lasciato che questo ragazzo si uccidesse in prigione?" von Giuseppe Rizzo (Internazionale).

Das hat DeepL daraus gemacht:

Unbearbeitete Übersetzung von Deepl, 15. Mai 2019.

Und hier meine menschliche Alternative:

Übersetzung von Janine Haas Text und Übersetzung, Zürich.

Vorweg: Dafür, dass DeepL eine Maschine ist, ist das Niveau beachtlich. Doch bei genauerem Hinsehen kommen deutliche Schwächen zum Vorschein.

  • Einige zentrale Wörter werden falsch übersetzt: Aus dem Motorrad wird ein Fahrrad, aus dem jungen Mann ein Junge und aus den Polizeistreifen werden Räder.

  • Das Sprachregister stimmt zum Teil nicht: Der Journalist schreibt nicht abwertend von Bullen, sondern von Polizisten, und der Antizyklon ist auf gut Deutsch ein Hochdruckgebiet.

  • Es klappt zum Teil nicht mit dem Textverständnis: «(...) zieht das Fahrrad höchstens auf den drei Spuren von Gra» ging komplett daneben und hinterlässt verdutze Leserinnen und Leser.

  • Gewisse Wörter werden wörtlich übersetzt statt im übertragenen Sinne, und typisch italienische Wendungen bleiben so stehen. So «sät der Junge die Bullen» nicht, sondern «der junge Mann hängt die Polizisten ab», und «die Verfolgung aufnehmen» klingt auf Deutsch natürlicher als «anfangen zu verfolgen».

  • Die Krux mit der Grammatik: Im Italienischen stehen meistens keine Subjektpronomen, da sie im Verb enthalten sind. Das ist für DeepL offensichtlich nur schwer zu erkennen: «Bei Kilometer 52 bemerkt er [= die Strassenpatrouille] es [= den Jungen] und kommt vorbei, um ihn zu fragen, was er dort macht.»

  • Die Syntax wird eins zu eins übernommen, worunter Lesefluss und Sprachrhythmus leiden. So klingt zum Beispiel der erste Satz der DeepL-Version schwerfällig, während er im Original tadellos funktioniert.

Wer also eine Übersetzung möchte, die korrekt ist, deutsch klingt und dem Stil und der Tonalität des Originals treu bleibt, wendet sich am besten auch heute noch an einen Menschen. Im Idealfall besitzt dieser ein Diplom und übersetzt nur in seine Muttersprache. Es werden vermutlich auch dann Fragen aufkommen, denn es gibt bei keiner Übersetzung nur eine richtige Lösung. Aber es gibt dann ein Gegenüber, um sie zu klären.


PS: Der Englisch-Deutsch-Versuch folgt. Stay tuned!


Autorin: Janine Haas, hallo@schreib.zone

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